The Garrard Engineering and Manufacturing Company | Ein geschichtlicher Abriss
 

Dies ist die Übersetzung eines Artikels, der auf der Website der Stadt Swindon erschienen ist.

Garrard in Swindon
Anführer einer musikalischen Revolution

Wenn die Great Western Railway dafür verantwortlich war, dass Swindon überhaupt auf der Landkarte der Industrialisierung erschien, dann hat niemand mehr dafür gesorgt, dass dies so blieb, als Garrard.

Der Name Garrard steht als Synonym für die besten Plattenspieler in der vergangen Era der Vinylschallplatte - und Swindon war für mehr als sechs Dekaden Heimat und Standort der Firma.

Wie die Great Western Railway (GWR) stand Garrard sprichwörtlich für Qualität und Spitzenleistung und diese Reputation galt weltweit. Und, wieder wie die GWR, löst die bloße Erwähnung des Namens immer noch Stolz bei denen aus, die für Garrard gearbeitet haben - auch wenn die Branche, die Garrard einst angeführt hat, fast verschwunden ist.

Und: es gibt eine herzerwärmende Wendung in der Geschichte, die dafür sorgt, dass die Anziehungskraft von Garrard anhält.

Musikalische Revolution

Als der Rock 'n Roll angetrieben durch den American Dream über den Atlantik schwappte, sehnten sich die Staten nach Garrard Plattenspielern. Und, als die Beatles ihre eigene musikalische Revolution starteten, bevorzugten die Briten - sofern sie es sich leisten konnten - diese Musik auf Garrards zu hören.

Die Anfänge der Firma aber, werden für Viele eine Überraschung sein und der Mann, dem die meiste Anerkennung für den Aufstieg des Familienunternehmens gebührt, war noch nicht einmal ein Garrard.

Die Geschichte beginnt im Jahre 1735 - lange vor der Erfindung des Grammophons - als Garrard anfing, sich als Hersteller feinsten Schmucks weltweit einen Namen zu machen. 1843 war die Reputation von Garrard dann so hoch, dass - als Königin Victoria entschied, den Titel eines Kronjuwelliers zu schaffen - dieser Titel an Garrad ging und Garrard ihn immer behalten hat.

Es war kein großer Sprung von der präzisen Fertigung von Schmuck, wie z.B. Uhren, hin zu militärischen Entfernungsmessern und da Garrard sowohl die Expertise als auch die Fertigungskapazitäten hatte, war diese Garrards Beitrag zum Ersten Weltkrieg.

Diversifizierung nach dem Krieg

Nach dem Weltkrieg ging die Diversifizierung mit einem neuen Firmenzweig der "The Garrard Engineering and Manufacturing Company" weiter. Man produziert nun auch Motoren für Grammophone und Werkzeuge und damit wurde es Zeit, den Firmensitz aus den gemieteten Räumen der Willesden Wäscherei in Nord-London zu verlegen.

Die neue Heimat wurde Swindon.

Die Firma zog in eine Fabrik in der Newcastle Street ein, in der zuvor Mr. Grundy während des Krieges Taue und Segel produziert hatte.

Sie wurde von Major S. H. Garrard geleitet, zusammen mit einem jungen Ingenieur namens Herbert Slade, der später bei der Entwicklung von Swindon eine bedeutende Rolle spielen sollte und Swindon in eine Era leitete, in der die Abhängigkeit von der großen Eisenbahnbauarbeiten allmählich zurückging.

Obwohl die Belegschaft bei Gründung der Fabrik im Jahre 1919 mit 30 Personen relativ mager war, lagen auf ihr trotz des Hintergrunds steigender Arbeitslosenzahlen wegen der Rückkehrer aus dem Krieg große Hoffnungen.

Bereits damals sprach man von 500 Arbeitsplätzen, aber obwohl dies wegen der harten Zeiten über-optimistisch klang, stellte sich diese Erwartung auf lange Sicht als krasse Unterschätzung heraus.

Technologischer Durchbruch

Im Jahre 1925 wurden 11 verschieden Federaufzugs-Motoren für Plattenspieler gebaut, die Stückzahlen beliefen sich auf 350.000. Als Garrars 1926 an die Börse ging, folgte eine weitere Expansion.

Die ersten Elektromotoren verließen 1928 die Produktionsanlagen, gefolgt vier Jahre später vom ersten vollautomatischen Plattenwechsler, als Garrard anfing komplette Plattenspieler zu produzieren.

Der technische Durchbruch kam mit dem Modell RC100, das nicht nur automatisch einen Stapel 78er abspielen konnte, sondern auch in der Lage war, die Platten umzudrehen.

Garrards Expertise beschränkte sich aber nicht nur auf den Heimmarkt. Schon ab der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bestand Bedarf an strapazierfähigen, qualitativ hochwertigen Plattenspielern beim Rundfunk und der Plattenindustrie. Zu Garrards kommerziellen Kunden gehörte die BBC und einige führende Plattenfirmen, für die man auch maßgescheiderte Lösungen anfertigte.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges spielte Garrard wie schon zu vor seine Rolle an der Heimatfront. Man produzierte große Mengend an Federwerken, mit deren Herstellung man bereits 1931 begonnen hatte. Diese fanden verschiedene wehrtechnische Anwendungen, u.A. in den neu entwickelten Radargeräten.

Liebling der 50er Jahre

Hebert Slate kappte alle Verbindungen zur Schmuckherstellung im Jahre 1945. Obwohl er sicher nicht vorhersehen konnte, dass das goldene Zeitalter der Vinylschallplatte anbrach, was natürlich gut für Garrard und Swindon war, muss ihm hoch angerechnet werden, dass er für eine weiter Säule in der Erfolgstory sorgte: den Export.

Der Anteil des Exports an der Produktion - meist in die USA - lag bei 50% und stieg weiter an. 1950 erhielt Herbert Slate in Annerkennung seiner Verdienste am britischen Wirtschaftsaufschwung den Orden Commander of the Order of the British Empire verliehen.

Garrard versorgt die Rock 'n Roll Era mit qualitativ hochwertigen Plattenspielern und der Garrard 301 gilt als Ikone des Designs und der Performanz bei den HiFi-Liebhabern. Es wurden aber auch einfachere Modelle für den Massenmarkt gebaut.

Es war tatsächlich eine goldene Era, die aber nicht anhalten konnte.

Obschon Garrard in Swindon auch in den kommenden Jahren eine Hauptrolle spielte, gab es in den späten Fünfziger- und frühen Sechzigerjahren drei Ereignisse in kurzer zeitlicher Abfolge, die dem Schicksal eine komplette Wende geben sollten.

Der Anfang des Endes

Das erste Ereignis war das gewaltige Feuer in der Nacht des 21. März 1958, das die Fabrik heimsuchte und das - in Bezug auf die Schäden - bis heute das verherendste Feuer war, das Swindon heimsuchte.

Die Fertigungsstraße für Plattenwechsler, die Endkontrolle und die Versandabteilung wurden schwer beschädigt oder komplett zerstört.

In Folge zog man temporär in die Gebäude von Plessey, der Elektronikfirma deren Geschicke sich mit denen von Garrard verflechten sollten - und dies schneller als vorausgesagt: Plessey kaufte Garrard im Jahre 1960.

Manche sagen, dass Garrard sich nie von dem Brand im Jahre 1958 erholt hat, aber eine größere Zahl würde behaupten, dass der Abstieg der Firma mit dem Verkauf an Plessey begann. Herbert Slade weigerte sich, diesen Übername zu nennen und gab ihn als Zusammenarbeit aus.

Herbert Slade

Fast auf's Stichwort wurde Garrard 1961 von einem weiteren Schlag getroffen, als Herbert Slade starb.

Obwohl die Garrard Familie weiterhin involviert war, muss man im Nachhinein sagen, das mit Slades Tod auch die goldene Era von Garrard zu Ende ging, obwohl die Schwungkraft, die die Firma aufgebaut hatte, Garrard bis in die siebziger Jahre ein großes Unternehmen bleiben ließ.

Garrard wurde sogar drei mal mit dem Queens Award for Industry ausgezeichnet (1966, 1970 und 1973) und die Zukunft sah zumindest an der Oberfläche rosig aus.

Zeit innezuhalten und uns anzusehen, wie weit Garrard gekommen war und tief die Firma bald fallen sollte.

Von 2.500 Quadratmetern Firmenfläche im Jahre 1919 war Garrard auf fast 47.000 Quadratmeter gewachsen und hatte statt einem nun drei Firmensitze: in der Newcastle Street, in einer umgebauten Flugzeugfabrik in Blunsdon und einen weiteren in Cheney Manor.
Die Gewinne beliefen sich auf 1,5 Millionen Pfund.

Japanische Importe

Innerhalb der nächsten fünf Jahre summierten sich die Verluste allerdings auf 10 Millionen Pfund und das Unheil begann, da Garrard es weder kommerziell noch technologisch schaffte, in der neuen Ära der Massenproktion und der Miniaturisierung von HiFi konkurrenzfähig zu bleiben.

Auch wenn die Niederlage angesichts des rapiden Wachstums des japanischen Markts heute als unvermeidbar erscheint, haben viele Plessey beschuldigt, nicht genügend in Garrard investiert zu haben.
Der endgültige "Sargnagel" war aber vermutlich der Versuch, den amerikanischen Vertrieb (British Industries Corporation) wieder unter stärkere Kontrolle zu bekommen. Dies erwies sich als desaströs.
Massenentlassungen wurden unvermeidbar und zwei Drittel der Belegschaft wurden an einem Tag im Jahre 1978 entlassen, als man das Werk in Blunsdon schloss.

Entgültige Schließung

Im Jahre 1979 wurde Garrard für einen nominellen Betrag an die brasilianische Firma Gradiente verkauft und 1982 wurde die Produktion in Swindon beendet. Die restlichen 179 Mitarbeiter - von mehr als 4500 zehn Jahre zuvor - wurden entlassen.

Es war ein bitteres Ende und einer der ehemaligen Mitarbeiter sagte der lokalen Presse: "Plessey hat Garrard während der Sechziger-Jahre gemolken und hat kein Geld in die Firma zurückgegeben" und ergänzte dass die Produktionsmethoden in der Newcastle Street "über Jahrzehnte unverändert blieben".

Es war "eine Tragödie", wie Herbert Slades Witwe Marbel bemerkte, die sagte: "Es [Garrard] war nichts, als es begann, dann hat er [Slade] es zur Zierde Swindons aufgebaut. Jetzt ist es wieder nichts".

Garrard hat in der Wirtschaft von Swindon eine signifikante Rolle gespielt, besonders bei deren Entwicklung nach den beiden Weltkriegen: Garrard war eine der Firmen, die den Rückgang der Arbeiten am Eisenbahnsystem ausglichen, aber sie schufen auch Arbeitsplätze für einen neuen Typ Arbeiter während und nach den Kriegen: für Frauen.

Obwohl eine große Anzahl der Mitarbeiter Frauen waren, waren diese meist für einfachere Produktionstätigkeiten mit niedriger Bezahlung angestellt. Trotzdem schuf Garrard auch Möglichkeiten für Frauen, von denen die Großmütter der Frauen aus Swindon nur hätten träumen können.

Wie die lokale Presse Swindons schrieb, hatte Garrard 'eine lange Tradition in der Feinmechanik und einen Erfolg, der der Erfindungsgabe des Managements und der geduldigen Geschicklichkeit der Frauen der Stadtc zu verdanken sind, die dies alles erst möglich gemacht haben.